22
Dez
2011

Und nun?

Mehr Fragmente, Widersprüche, nicht einmal ich weiß, in welcher Reihenfolge sie in der Geschichte gewesen wären.


Die Mehrheit seiner Schüler hat ihn sicher noch nie lächeln sehen, er ist zu einem trockenen rauen Lachen fähig, das fast immer sarkastisch ist, doch ein freundliches Lächeln erscheint bei ihm abwegig. Und doch, ich diesem Moment sieht er mich an und lächelt eine Sekunde lang, dann geht er. Ich bin verwirrt, verwirrter noch, als ich es sonst bin, denn die Ungewissheit und Unsicherheit ist bei mir nachgerade zu einem Dauerzustand geworden.

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Die vielen Stunden, die ich allein damit verbracht habe, manchmal bewusst und sehr oft unbewusst, über ihn nachdenken, haben mir eines klar gemacht: ich liebe ihn nicht. Und selbst wenn ich es täte, würde ich diesem Gefühl auch nur den Geringsten Raum geben, würde es mich zerstören. Denn ich weiß sehr genau, dass er mich nicht liebt, ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt zu einem Gefühl, dass der Liebe auch nur ähnlich ist, fähig wäre. Dass er mich mag, mich als Menschen respektiert, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Doch selbst mir gegenüber ist er unnahbar, oft sogar richtiggehend kalt und ich weiß, dass sich das nicht ändern wird.

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Noch etwas aus meinem Notizbuch, der eigentliche Ausgangspunkt dieser Geschichte, der Moment als ich wieder zu schreiben begann.
"The only way to make sense of this stalkerish insanity is to qualify it as research and start writing a story"

Das Rohe, Unmittelbare

Fragmente, die zu einer Geschichte gehören und doch nicht in ihr sein werden, denn sie hat eine andere Richtung genommen. Das hier ist, was in der Nacht geschrieben wurde, ohne innere Zensur, ohne Glättung. Wünsche, Ängste, Wahnsinn.
Einige Ausschnitte, ohne Zusammenhang, ohne Erklärung.


Wie würde ich ihn bezeichnen, würde ich irgendjemand von ihm erzählen. Als einen Bekannten, einen Freund, vielleicht einen sehr guten Freund? Ich weiß es nicht, und eine Erkenntnis, die sich seit längerer Zeit an die Oberfläche bohrt, kommt endgültig ans Tageslicht: ich bin mir nicht im Geringsten über meine Gefühle ihm gegenüber klar, ich kann nicht einmal mir selbst gegenüber definieren, was er denn nun für mich ist. Es gibt Momente, da scheint es mir, als wäre ich tatsächlich in ihn verliebt, aber selbst in diesen Momenten ist mir absolut klar, dass es unmöglich wäre, mit ihm eine wirkliche Beziehung zu führen. Es ist nur gut, dass er momentan nicht in der Stadt ist, ich ihn nicht sehe, es würde mich überfordern, ihn zu sehen und gleichzeitig darüber nachzudenken, als was wir denn nun hier sitzen.



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Ich wache am nächsten Morgen weit vor Tagesanbruch auf, brauche nur den Bruchteil einer Sekunde um mir über meinen Aufenthaltsort und die Geschehnisse des vergangenen Abends klar zu werden – und flüchte. Unfähig zu klarem Denken raffe ich meine Kleider zusammen, ziehe mich, schon auf dem Weg zur Wohnungstür, an, renne die Treppenstufen geradezu hinunter, renne, nun ist es wirklich Rennen, zur Bushaltestelle, sehe, dass der Bus erst in 10 Minuten kommt, verfluche ich die städtischen Verkehrsbetriebe und laufe weiter, rase durch die Straßen bis meine Lungen von der kalten Luft brennen, gehe für einige Minuten langsamer, bis ich mich etwas erholt habe, dann renne ich weiter und mit weiteren kleinen Unterbrechungen bis zu meiner Wohnung. Vor der Tür krame ich mit zitternden Fingern meinen Schlüssel aus der Jackentasche, sperre auf, gehe hinein, schließe die Tür und sinke dagegen, rutsche langsam daran hinunter, bis ich mit angezogenen Beinen am Boden sitze. Ich keuche leise, in meinen Seiten sticht es, die Welt ist aus den Fugen geraten.
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